Statt Wiesnauftakt proben die Wasserwachtler den Ernstfall
Samstag morgen, 8 Uhr: Statt am Festzelt auf den Einlass zu warten, versammelten sich knapp 50 Ehrenamtliche der Wasserwacht, um auf ihren Übungseinsatz zu warten. Die jährliche Großübung steht an und die beiden Organisatoren, Martin Heininger und Martin Müller, verteilen die Informationen.

Beide Martins sind engagierte Wasserwachtler und Zugtruppführer bei der Kreiswasserwacht des BRK. Als kurz nach 8 Uhr der Alarm losgeht, liegen gut zwei Monaten an Organisation hinter den beiden. Die Übung, die an drei Orten im Landkreis stattfindet bietet unterschiedlichste Herausforderungen für alle Beteiligten. „Wir haben in den letzten Wochen an den Szenarien gefeilt, die ja auch realistisch sein sollen, aber sehr viel Zeit mussten wir auch mit unerwarteten Behördengängen verbringen, da ein ganzer Ordner an Vorschriften, Auflagen und Regeln zu beachten war – nicht immer einfach, das alles in seiner freien Zeit zu erledigen“, so die beiden Ehramtlichen.
Als Einsatzorte wurden der Mammendorfer See, die Amper, sowie der Germeringer See ausgesucht. Die Wasserwachtler müssen an allen drei Orten realistische Rettungsszenen durchführen, die abends evaluiert werden.
Am Mammendorfer See ist ein Taucher bei Arbeiten an der Schwimminsel auch nach 25 Minuten noch nicht wieder aufgetaucht. Es besteht der Verdacht, dass er sich unter der Insel eingeklemmt hat oder Kreislaufprobleme bekam. Auf der Amper sind drei Freunde unterwegs und wollen den Wiesnauftakt auf andere Art feiern, da sie keinen Tisch mehr bekommen haben. Mit ihrem Schlauchboot sind sie fröhlich unterwegs, als ein Passant bemerkt, dass das Boot führerlos ans Ufer getrieben ist. Er hatte die Gruppe vorher gesehen und wusste, dass drei Personen im Boot waren. Bei Ankunft der RetterInnen stellt sich heraus, dass eine Person bewusstlos im Boot liegt, eine weitere befindet sich verletzt im Wasser und die dritte Person wird offensichtlich schlafend am Ufer gefunden. Zu guter Letzt wird in Germering ebenfalls ein echter Einsatz simuliert, der allen Beteiligten zusätzliche Nerven abverlangt. Bei einer Geburtstagsfeier mit Kindern verschwindet eines der Kinder, nachdem die Eltern mit den anderen zum Kiosk gingen. Auf dem See schwimmt nur noch die leere Luftmatratze des Kleinen.
Das hört sich schon etwas dramatisch an, aber solche Szenarien sind absolut realistisch und bei über 200.000 BürgerInnen im Landkreis, der Amper als Ausflugsmöglichkeit und mehreren Badeseen sind diese Ereignisse wiederum nicht ungewöhnliches für einen Tag in der Badesaison. Die Wasserwacht ist im Landkreis mit über 200 Ehrenamtlichen und mit sechs Ortsgruppen im Einsatz und haben im Schnitt 15 große Einsätze pro Jahr, bei denen die SEG’s eingesetzt werden. Oft häufen sich die Alarme in den Sommermonaten und an den Wochenenden. Da ist ein koordinierter Einsatz aller Kräfte unbedingt notwendig. Die Wasserretter stehen übrigens 24 h am Tag zur Verfügung, auch wenn gleichzeitig Wachdienste an den Stationen gemacht werden.
Um auf Einsätze gut vorbereitet zu sein, bedarf es einer stetigen Übung und so ist auch diese Übung ein Leistungstest für alle Ehrenamtlichen, die sich in vielen Stunden ihrer Freizeit fortbilden, um Menschenleben zu retten. Alle Übungen werden unter der Beobachtung von Kollegen aus den Nachbarlandkreisen Dachau und Starnberg durchgeführt. Diese Beobachter geben dann am Abend auch ihre Einschätzung ab.Mit der Übung soll das Zusammenspiel der einzelnen Ortsgruppen überprüft und Prozesse verbessert werden. Dabei ist auch der Gemeinschaftsgedanke ganz wichtig, Neulinge und „alte Hasen“ trainieren hier zusammen und können voneinander profitieren. „Und das wir am Abend alle zusammensitzen und in einer großen Runde beim Abendessen den Tag Revue passieren lassen, gehört zum Ehrenamt auch dazu“, so Martin Heininger. „Am Ende des Einsatzes werden alle Aspekte der Übung gemeinsam besprochen um die neudeutschen „Lessons learned“ mitzunehmen. Was lief gut? Was kann verbessert werden? Aus diesen Übungen ziehen wir dann das Ergebnis, wo wir stehen und können der Bevölkerung ein sicheres Gefühl im und am Wasser vermitteln“, so Martin Müller weiter.