Ruhestand ohne Stillstand – Sommerfest der „Olchinger Aktiv-Senioren“
„Beim Reden kommen die Leut zam.“ sagt man so schön. Nach dem Sommerfest der „Olchinger Aktiv-Senioren“ des BRK könnte man ergänzen: „Und wenn sie zamhalten, kann nicht einmal eine Pandemie-Pause der Gemeinschaft etwas anhaben.“

Freundschaften und Geselligkeit sind das Wundermittel gegen Einsamkeit und Depression. Deswegen treffen sich regelmäßig die Seniorinnen und -senioren unter der Organisation des Bayerischen Roten Kreuzes. Rosina Schwojer, die Gruppenleiterin in Olching und Tilman Stein, der Leiter der Gemeinschaft für Wohlfahrts- und Sozialarbeit des BRK Fürstenfeldbruck hatten anfangs schon Bedenken, ob die sozialen Bande, die sich zwischen den Senior:innen gebildet hatten, die Pausen während der Pandemiezeit überstehen. Nach dem Sommerfest in Olching ist klar: die Senior:innen halten auch weiterhin zusammen.
Über 100 Seniorinnen und Senioren sitzen in kleinen Gruppen im von massiven Ahornbäumen beschattenten Wirtsgarten des Kolpingheims. Manche erzählen aufgeregt von dem, was sie in den letzten Monaten erlebt haben, andere sitzen glücklich vor ihrem Bier und genießen den Sommernachmittag mit ihren Freundinnen und Freunden. Zwischen den Tischen huschen immer wieder die Helfer:innen des BRK hindurch und übernehmen die Rolle der Kellner:innen für die deftigen Leckereien und kühlen Getränke, die das Wirtsehepaar Renate und Günter Sirtl für ihre Gäste bereit halten.
Es wird sich angeregt unterhalten über die eigene Familie und das Leben in Olching und Umgebung. Für Letzteres hat einer an diesem Nachmittag ein besonderes offenes Ohr: Andreas Magg, der Vorsitzende des Bayerischen Roten Kreuzes in Fürstenfeldbruck, aber auch amtierender Bürgermeister der Stadt Olching. Wenn es dann bei den angeregten Diskussionen von Lokalthemen weg und zum größeren Bild kommt, ist Benjamin Miskowitsch, der nicht nur der zweite Stellvertreter von Andreas Magg, sondern auch Landtagsabgeordneter ist, gleich als Ansprechpartner zur Stelle. Auch, wenn beide Fachleute für alle Fragen rund um Olching und Bayern sind, heute sind sie als Rotkreuzler da. Rotkreuzler, die sich darin einig sind, dass zur Versorgung des Roten Kreuzes mehr gehört, als in akuten Notfällen zur Stelle zu sein. Magg und Miskowitsch sehen in Angeboten der Sozialen Dienste, wie es die „Olchinger Aktiv-Senioren“ sind, eine wichtige Prävention gegen all die Krankheiten, die direkt oder indirekt durch Einsamkeit nach dem Abschluss des Arbeitslebens entstehen. „Soziale Netzwerke“, sagt Magg, „sind das, was so manche oder mancher hauptsächlich in Verbindung mit der Arbeitsstelle hatte. Oder auch wenn im höheren Alter mehr und mehr der engsten Freundinnen und Freunde plötzlich nicht mehr da sind, ist Einsamkeit, gerade in einer Gesellschaft, in der man kaum mehr seine eigenen Nachbarn kennt, ein großes Thema.“ „Wir wollen da einfach ein bestehendes Netzwerk von Menschen in der gleichen Lebensphase bieten, in dem echte Freundschaften auch im Alter neu wachsen können.“ ergänzt Benjamin Miskowitsch den Gedanken.
Ein Faktor, der natürlich auch für die Geflüchteten aus der Ukraine eine Rolle spielt. Viele davon, gerade im Großeltern- oder Urgroßeltern-Alter, haben, meist mit ihren Töchtern und Enkelkindern, die Heimat und damit auch über ein ganzes Leben gewachsene soziale Netze verlassen. Trotz der Sprachbarriere sind hier Angebote, wie die „Olchinger Aktiv-Senioren“, die Möglichkeit abseits der eigenen Familie auch Freunde und Freundinnen zu finden, die ähnliche Interessen haben oder einfach nur gemeinsam glückliche Erlebnisse haben möchten.
Das Sommerfest war definitiv eines der glücklichen Erlebnisse und wenn man das, was Rosina Schwojer und ihr Team aufgebaut haben in einen Satz fassen müsste, wäre es wohl: „Keine:r muss einsam sein, der oder die das nicht möchte.“